Musik herunterladen: kostenlos und legal? Das machen jetzt gleich zwei neue Online-Angebote möglich. Sowohl das Internetradio Last.fm als auch die Tauschbörse Qtrax haben in den letzten Tagen jeweils ein neues Projekt gestartet: Ab sofort sollen dort mehrere Millionen Songtitel zum Download bereitstehen. Beide Plattformen bieten diesen Service gebührenfrei an. Finanziert wird das Ganze v.a. über Bannerwerbung auf den Web-Seiten.
Und was ist mit den Lizenzen?
Da die Werke urheberrechtlich geschützt sind, geht das nicht ohne eine entsprechende Lizenz. Die hat sich Last.fm für sein Repertoire im großen Stil von den Major-Labeln einräumen lassen. Mit kleineren Künstlern steht das Unternehmen selbst in Kontakt. Viele Independent-Musiker erhoffen sich dadurch eine erhöhte Aufmerksamkeit. Dabei ist das Konzept dieses Internetradios besonders attraktiv. Eine soziale Software verbindet Nutzer mit ähnlichen Vorlieben und erklärt sie zu „musikalischen Nachbarn“. Über solche Netzwerke können Bands schnell ihre Bekanntheit steigern.
Qtrax hingegen ist eine Peer-to-Peer-Musiktauschbörse. Die bereitgestellten Songs der User werden zunächst mit einer Datenbank abgeglichen: Verfügt Qtrax über die entsprechende Lizenz, können andere Nutzer das Stück herunterladen. Zum Start des neuen Programms hatte das Portal angekündigt, Lizenzverträge mit der Musikindustrie abgeschlossen zu haben. Die Labels Warner Music, EMI und Universal haben diese Meldung kurz darauf jedoch dementiert. Bis die Rechtslage hier geklärt ist, steht deswegen zunächst nur ein begrenztes Angebot bereit.
Musikindustrie: Kooperation statt Konfrontation
Bis vor kurzem waren solche Free-On-Demand-Services noch undenkbar. Um Umsatzeinbußen zu vermeiden, stellte sich die Musikindustrie gegen die Errungenschaften der Digitalisierung. Mithilfe von DRM sollten illegale Downloads unmöglich gemacht werden. Die Rechnung ging nicht auf: Auch die digitale Rechteverwaltung ermöglichte keine vollkommene Kontrolle. Und die Kunden reagierten zunehmend mit Unverständnis – für die Käufer von CDs und DVDs bedeutet DRM eine enorme Einschränkung der Möglichkeiten: Auch die Herstellung einer vollkommen legalen Privatkopie wird durch den Kopierschutz wesentlich erschwert. Darauf haben Ende letzten Jahres Warner Music, EMI, Universal und im Januar auch Sony reagiert. Alle haben angekündigt, in Zukunft auch DRM-freie Musik im Internet zu vermarkten. Jetzt scheint man auf Verhandlung zu setzen. Durch die Unterstützung von Plattformen wie Last.fm und Qtrax wird illegalen Filesharern die Grundlage entzogen.
Auf dem Weg zu einer Kulturflatrate?
Solche Lizenzverträge mit den Major-Labeln decken einen großen Teil der Daten ab, die im Internet angeboten werden. Um Nutzern jeglichen Download kostenfrei und legal zu ermöglichen, wird zurzeit das Modell „Kulturflatrate“ diskutiert. Statt der Finanzierung über Werbung wird eine Pauschalabgabe auf Internet-Anschlüsse erhoben. Diese soll sämtliche digitalen Kopien urheberrechtlich geschützter Werke (Musik, Filme, Bilder, Bücher, Zeitungen etc.) vergüten. Dieses Konzept entspricht der Kassetten- und Geräteabgabe auf Datenträger und Aufnahmegeräte; diese ersetzen die Vergütung für jede einzelne urheberrechtlich relevante Kopie. Die Abgaben werden von den Verwertungsgesellschaften eingezogen und nach einem bestimmten System verteilt. Für die Kulturflatrate wird vorgeschlagen, diese Verteilung anhand von Download-Zahlen vorzunehmen.
Neue Aufgaben für die Verwertungsgesellschaften?
Gegner der Idee führen u.a. an, dass die „Legalisierung“ sämtlicher Downloads durch eine Pauschale den Grundgedanken des Urheberrechts widerspreche: Dadurch entstehe der Anschein, die Werke seien gar nicht geschützt. Außerdem handele es sich um eine ungerechte Zwangsabgabe. Anders als bei einzelnen Angeboten wie Last.fm und Qtrax zahle auch derjenige, der mit seinem Internet-Anschluss keine digitalen Kopien herstellt. Zudem erfordere das Verteilsystem einen gigantischen Verwaltungsaufwand. Deshalb enthalten manche Vorschläge das Konzept, weiterhin die Verwertungsgesellschaften diese Aufgabe übernehmen zu lassen. Sie verfügten als einzige über die nötige technische Ausstattung und Infrastruktur, um die Einnahmen zu verwalten.
Die Berichterstattung bei Telemedicus zum Thema DRM.
Heise: „Werbefinanziertes P2P-Musikportal Qtrax legt Fehlstart hin“