Überlegen Sie sich, ein juristisches Weblog zu eröffnen? Sie würden es gerne mal ausprobieren, aber Sie wissen nicht so richtig, wie es eigentlich geht? Oder Sie haben bereits ein Weblog eröffnet, aber Sie suchen noch Entwicklungsmöglichkeiten? Dann sind Sie hier richtig.
Ich habe hier die wichtigsten Informationen zusammengefasst, die ein neuer Autor eines Jurablogs kennen sollte. Das sind keine unveräußerlichen Wahrheiten, ganz im Gegenteil. Natürlich muss jeder Blogger seinen eigenen Stil finden, und ich kann nicht für mich in Anspruch nehmen, der erfahrenste oder erfolgreichste unter den deutschen Jurabloggern zu sein. Aber ich schöpfe für diesen Text aus den Erfahrungen, die ich als langjähriger Autor verschiedener Weblog-Projekte gemacht habe – am wichtigsten davon Telemedicus. Dieses Weblog hat in dem guten Jahr seines Bestehens einen guten Start hingelegt: In den verschiedenen Rankings rangieren wir mittlerweile auf Platz 2 (Wikio Blawgs), Platz 12 (Henning Kriegs Ranking) und Rang 14 (Jurablogs-Ranking).
Wofür kann ein Weblog gut sein?
Ein Weblog ist vor allem eins: Ein Kommunikationsinstrument. Es eröffnet Ihnen neue Möglichkeiten, mit Ihrer Umwelt in Kontakt zu treten. Radiojournalisten haben lange damit angegeben, ihr Medium sei das schnellste der Welt, aber diese Behauptung stimmt schon lange nicht mehr: Das schnellste Medium der Welt, das sind nun Online-Medien, insbesondere die Weblogs. Wenn eine Radiostation eine Nachricht im schnellsten Fall innerhalb weniger Minuten „on Air“ schicken kann – dann kann das ein Weblog innerhalb weniger Sekunden.
Ein Weblog eröffnet ihnen außerdem den Zugang zur „Blogosphäre“, also zu dem hochgradig dynamischen Raum von untereinander vernetzten Weblogs. Zu einem Raum, in dem sich Nachrichten so schnell – und auf so seltsame Weisen – verbreiten, dass auch Medienwissenschaftler immer wieder fasziniert sind. Wenn Sie in einem Weblog zum richtigen Zeitpunkt die richtige Geschichte aufschreiben, dann kann es ihnen passieren, dass diese Nachricht beginnt, sich „viral“ zu verbreiten. Dann nehmen andere Medien ihr Thema auf, linken auf ihr Weblog als Originalquelle. Mit Telemedicus ist uns das schon mehrmals passiert, am eindruckvollsten, als wir hier eine eigentlich harmlose Geschichte zu Passfotos im Internet veröffentlichen: Zuerst verlinkte uns das Lawblog, dann machte die Geschichte die Runde durch die Blogosphäre, unsere Besucherzahlen schossen in die Höhe. Zuletzt verlinkte uns sogar Spiegel Online. Seitdem glauben Tausende deutscher Internetnutzer, sie setzen sich der Gefahr von Abmahnungen aus, wenn Sie ihre Bewerbungsfotos im Internet veröffentlichen (was übrigens so nicht ganz richtig ist).
Warum wollen Sie bloggen?
Die Gründe, aus denen jemand ein Weblog öffnet, können sehr vielfältig sein. Viele Anwälte schreiben Weblogs, um Mandanten zu erreichen – tatsächliche und potentielle. Andere Juristen suchen den wissenschaftlichen Austausch oder Kontakt zu Gleichgesinnten. Wieder andere möchten der Welt erzählen, was sie morgens zum Frühstück essen. Alles das sind legitime Gründe, ein Weblog aufzumachen. Wir hier bei Telemedicus schreiben ein bisschen aus all diesen Gründen: Uns treibt das Interesse am Medien- und Informationsrecht. Und wir wollen uns mit anderen darüber austauschen. Und wir wollen, dass die Welt von uns erfährt.
Was auch immer für Sie wichtig ist: Orientieren Sie sich an Ihren Zielvorgaben. Ein Weblog, das eine wissenschaftliche Zielgruppe ansprechen will, muss anders aufgebaut sein als ein Gossip-Blog für Jurastudenten. Wer Akquise betreiben will, sollte zum Beispiel auch auf die Suchmaschinen-Verträglichkeit seines Weblogs achten.
Die technischen Hintergründe
Die gute Nachricht: Ein Weblog zu eröffnen, geht in den meisten Blog-Communities (z.B. Blogger, WordPress.com) mit wenigen Klicks. Die schlechte Nachricht: Wenn Sie wirklich viele Leser erreichen wollen, dann werden Sie etwas mehr Aufwand treiben müssen. Wenn Sie Bloggen nicht nur als reines Hobby, sondern auch mit professionellem Hintergrund betreiben wollen, dann empfehle ich auf jeden Fall ein Standalone-System: Das heißt, Sie installieren Ihr Weblog auf eigenem Webspace, unter einer eigenen Domain. Telemedicus wird zum Beispiel (bisher zu unserer Zufriedenheit) bei Domainfactory gehostet.
Welche Software empfehlenswert ist, darüber streiten sich die Geister: Die überwiegende Mehrheit der Blogger schwört auf die Software WordPress – wir bei Telemedicus sind aber auch sehr zufrieden mit Serendipity. Letztendlich ist die Wahl des Weblog-Systems aber Geschmacksache. Probieren Sie am besten einfach mal aus, welches System am besten zu Ihnen passt.
Sowohl bei Serendipity als auch bei WordPress können Sie zwischen verschiedenen vorgefertigten Designs, sog. „Templates“ wählen. Das sollte für den Anfang reichen – wenn Sie mit ihrem Weblog größere Schritte gehen wollen, dann sollten Sie ihr Design allerdings individuell anpassen. Sie können das Weblog z.B. in Ihre Kanzleihomepage integrieren, ihr persönliches Logo in den Header setzen oder Ähnliches. Dazu müssen Sie wahrscheinlich externen Sachverstand in Anspruch nehmen. Wir bei Telemedicus haben den letzten Relaunch gemeinsam mit dem Münsteraner Webdesigner Kay Schröder durchgeführt und waren sehr zufrieden.
Wie schreibt man ein Weblog?
Ein Weblog schreiben, das ist nicht wie Aufsätze schreiben. Oder Briefe schreiben. Oder anwaltliche Schriftsätze schreiben. Ein Weblog zu schreiben, das erfordert einen ganz bestimmten Schreibstil. Jeder Stil ist natürlich individuell geprägt, und das soll auch Ihrer bleiben. Aber an einige Regeln muss sich jeder halten, der auch tatsächlich ein größeres Publikum erreichen will: Schreiben Sie in kurzen, verständlichen Sätzen. Strukturieren Sie Ihre Texte. Verwenden Sie Illustrationen und Bilder, besonders da, wo es kompliziert wird. Kurz gesagt: Behalten Sie die Bedürfnisse Ihrer Leser im Auge.
Ihr Weblog-System wird Ihnen eventuell einen sog. WYSIWYG-Editor anbieten. Das ist eine Bedienungsoberfläche, die es Ihnen erlaubt, nach dem Prinzip „What you see is what you get“ den Text zu formatieren, so wie in jeder Textverarbeitungs-Software. Lassen Sie das lieber sein! Hypertext funktioniert so nicht – längst nicht immer bekommt man wirklich auch das heraus, was man ursprünglich betrachtet hat. Was bei Ihnen auf der Bearbeitungsoberfläche noch schön und ordentlich aussieht, kann im echten Blog-Betrieb oder auf einem anderen Computer grauslig aussehen. Bevor Sie anfangen zu schreiben, sollten Sie sich deshalb wenigstens mit den absoluten Basics von HTML vertraut machen. Viel müssen Sie nicht wissen: Es reicht, wenn Sie verstehen, wie sie einen Link setzen, wie Sie einen Text fett formatieren oder ein Zitat kennzeichnen. Das zu lernen, geht in wenigen Minuten.
Ihre wichtigste Aufgabe als Weblog-Autor ist aber: Finden Sie Themen, die Ihre Leser interessieren. Das bedeutet, dass sie sich vor dem Schreiben eines Blog-Eintrags überlegen sollten, warum sie ihn eigentlich schreiben. Welche Leser sprechen Sie an? Welchen echten Mehrwert hat der Artikel für den Leser? Wie wollen Sie verstanden werden?
Die drei wichtigsten Themenfelder, aus denen sich die Einträge eines guten Jurablogs zusammensetzen, sind m.E. folgende: (1.) Fachlicher Austausch unter Kollegen, (2.) Service-Artikel für nichtjuristische Leser, und (3.) Nachrichten, bzw. interessante Links. Viele Jurablogs orientieren sich an einer dieser drei Kategorien, viele sind aber auch Mischformen. Telemedicus hat einen schweren Einschlag in Richtung „Nachrichten“ – wahrscheinlich sind wir eines der nachrichtenlastigsten Jurablogs im deutschsprachigen Raum (noch nachrichtenlastiger in unserem Themenbereich sind die IUM News und Irights.info, aber die würde ich nicht als Weblog bezeichnen). Wie Sie sehen, schreiben wir aber auch Service-Einträge. Und wir schreiben auch viele Artikel, die der juristischen Diskussion dienen.
Ein heikles Thema ist das der Meinungsäußerung. Eigentlich gilt: Im Schreiben für Weblogs, da ist die Meinung das Salz in der Suppe, ohne die geht es nicht. Andererseits gilt aber auch: Wer im journalistischen Schreiben die Meinung nicht von der Nachricht trennt, gilt – zurecht – als unseriös. Meiner Meinung nach liegt hierin der Grund, aus dem Weblogs häufig so einen schlechten Ruf genießen (in die Internet-Annalen eingegangen ist der Spruch von Jean-Remy von Matt, nach dem Blogs „die Klowände des Internets“ seien). Wir bei Telemedicus halten uns daher streng an die Regel: Wir behalten unsere Meinung lieber für uns, und wenn wir sie doch einmal äußern, dann wird das transparent gekennzeichnet.
Ob Sie es uns gleich tun sollten? Das liegt ganz bei Ihnen. In diesem Punkt bin ich mir häufig genug selbst nicht schlüssig. Natürlich ist ein Weblog, das keine Position bezieht, weniger interessant zu lesen, regt zu weniger Diskussionen an und wird seltener verlinkt. Andererseits weiß jeder Jurist, dass zu viel persönliches Engagement der Wahrheitsfindung oft abträglich ist. Davon abgesehen ist Meinungsäußerung im Internet ein extrem heikles Thema: Die Meinung des einen ist oft genug die Persönlichkeitsrechtsverletzung des anderen. Auch hier sollten Sie vorsichtig sein: Nicht nur, weil Sie sich sonst Abmahngefahr aussetzen, sondern auch weil ein Weblog ein gefährlicher Gegenstand sein kann. Und Sie wollen doch niemanden verletzen, oder?
„Think before you post“
Nicht nur Anfängerblogger übersehen häufig, dass sie sich im öfffentlichen Raum bewegen. Auch wenn die Blogosphäre schnell „heimelig“ wirkt, und auch wenn Sie ihre Blog-Einträge gerne abends im heimischen Wohnzimmer schreiben: Vergessen Sie nicht, dass der Eintrag auch am nächsten Morgen gelesen werden kann. Und (wenn Sie ihn nicht löschen) auch nächste Woche, und nächstes Jahr. Und auch wenn Ihr Weblog normalerweise nur von Leuten gelesen wird, die Sie auch in Ihr Wohnzimmer einladen würden (oder wenigstens in Ihr Büro): Das kann auch anders kommen. Wenn Sie nicht aufpassen, dann zerrt ein anderes Weblog Ihre Äußerung an eine Öffentlichkeit, wo Sie sie gar nicht haben wollten. Dann haben Sie auch eine virale Entwicklung – aber im Negativen.
Diese Gefahr gilt letztlich für jeden Blogger, aber sie gilt umso mehr, je mehr Reputation mit seiner Person verbunden ist. Wenn ein Jurastudent eine kontroverse Äußerung tätigt, dann interessiert das wahrscheinlich niemanden. Wenn das ein Juraprofessor tut, dann linkt auch schon mal das meistgelesene Blog Deutschlands.
Letztlich kann Ihnen das mit jedem Artikel passieren, den Sie schreiben, und die absolute Sicherheit gibt es nicht. Wenn Sie sich an ein paar Vorsichtsmaßnahmen halten, können Sie aber die meisten Klippen umschiffen:
1. Denken Sie an die möglichen Konsequenzen, bevor Sie einen Blog-Eintrag schreiben. Nicht nur an die rechtlichen, sondern auch an die persönlichen.
2. Wenn Sie sich unsicher sind: Schlafen Sie eine Nacht darüber. Oder fragen Sie einen Freund.
3. Besonders genau nachdenken sollten Sie bei kontroversen Themen, bei Berichten aus Ihrem Privatleben und bei Themen, die Ihnen selbst besonders am Herzen liegen. Warum? Weil man da besonders oft Fehler macht. Ich spreche da durchaus aus Erfahrung.
Das Prinzip „Perpetual Beta“
Wie ich schon oben geschrieben hatte: Dieser Blog-Eintrag ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Wenn Sie ein Weblog schreiben, dann sind Sie Teil des Web2.0, und wenn sie Teil des Web2.0 sind, dann gilt für Sie das Prinzip des „Perpetual Beta“. Dieser Begriff, entstammend eigentlich aus der Programmiersprache, besagt folgendes: Bleiben Sie in Bewegung. Lernen Sie aus Ihren Fehlern. Nehmen Sie keine Entscheidung, die Sie getroffen haben, als unrevidierbar an, sondern reagieren Sie auf die Bedürfnisse, die der Markt und Ihre Leser an Sie haben. Setzen Sie Ideen um, auch wenn Sie nicht sicher sind, ob es sich lohnen wird.
Wenn Sie diesen Text gelesen haben, dann haben Sie den ersten Schritt gemacht. Alle weiteren Schritte müssen Sie selbst gehen. Wenn Sie dabei Unterstützung brauchen: Wir von Telemedicus freuen uns über jede Bereicherung der juristischen Blogosphäre, und wir helfen Ihnen gerne beim Einstieg. Fragen Sie einfach.