Wie die Financial Times Deutschland berichtet, sieht der Axel-Springer-Verlag zur Zeit vom Verkauf seiner ProSieben/Sat.1-Anteile ab. Das Verlagshaus schlägt damit die Offerte der neuen Shareholder KKR und Permira an die weiteren Aktionäre aus.
Eine Konzernsprecherin wird in der Financial Times Deutschland zitiert: „Wir wollen uns aber alle Optionen für die Zukunft offen halten.“
Der Springer-Verlag hält momentan zwölf Prozent der börsennotierten Vorzugsaktien und ebenfalls zwölf Prozent der nicht börsennotierten, aber mit Stimmrechten ausgestatteten Stammaktien von ProSieben/Sat 1. Das offizielle Kaufangebot selbst ist am 10. April ausgelaufen. Ob nun Springer einem Kaufangebot vom KKR und Permira in Zukunft folgen wird, ist momentan noch offen.
Das Verlagshaus macht seinen Verbleib als Shareholder vom Verlauf der geplanten Fusion von ProSieben/Sat 1 mit dem europaweit tätigen TV-Konzern SBS abhängig, so ließ das Unternehmen verlauten. Der SBS-Konzern gehört ebenfalls KKR und Permira, die beide Unternehmen zum zweitgrößten paneuropäischen TV-Konzern hinter der RTL Group vereinen wollen.
Eigentlich war Verkauf geplant
Auf der letzten Bilanzpressekonferenz im März hatte Springer-Chef Matthias Döpfner noch klar eine Entscheidung über die Aktienpakete bis zum 10. April avisiert. Das zögerliche Verhalten von Deutschlands größtem Zeitungsverlag in dieser Angelegenheit liegt also nun nicht mehr auf der damals skizzierten strategischen Linie. All dies gibt Anlass zu Spekulationen über die Gründe und die strategische Ausrichtung von Springer – zumal die Offerte von KKR und Permira einen attraktiven Kaufpreis von 28,71 Euro vorsah.
Weiter wird spekuliert, dass der wahre Grund für das Einbehalten der Aktien darin liege, dass Springer im Moment keine weitere Liquidität benötige. Der Konzern hatte bereits die vergangene Dividendenausschüttung hoch ausfallen lassen, da Finanzmittel, die eigentlich für die Übernahme anderer TV-Anbieter vorgesehen waren, aufgrund von fehlenden Marktperspektiven nicht untergebracht werden konnten – vor allem scheiterte der spektakuläre Übernahmeversuch an ProSieben/Sat.1 an den deutschen Kartell- und Rundfunkaufsichtsbehörden. Und auch derzeit hat sich die Lage nicht geändert: Attraktive Übernahmegelegenheiten deuten sich nicht an. Somit bedarf es aus konzernpolitischen Gründen derzeit wohl auch nicht der Liquidierung der ProSieben/Sat 1-Anteile.
Das nächste spannende Kapitel im Übernahmepoker um ProSieben/Sat 1 dürfte spätestens im Mai fortgeführt werden, wenn die Zahlen und Bücher von SBS bewertet werden sollen.