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Rundfunkaufsicht in Großbritannien

Quelle: Wikipedia (public domain)Wie in Deutschland wird in Großbritannien die Meinungsvielfalt im Rundfunk unter anderem durch ein duales System gesichert. Das heißt, es gibt sowohl öffentlich-rechtliche, als auch private Rundfunkanstalten. Anders als hierzulande ist allerdings, dass die öffentlich-rechtliche BBC im Verhältnis zu ihren privat organisierten Konkurrenten einen weitaus höheren Anteil an Sendefrequenzen und zugleich eine stärkere Medienmacht besitzt. Um einer Wettbewerbsverzerrung durch die gebührenfinanzierte BBC entgegenzuwirken und mehr Transparenz zu erreichen, wurde kürzlich eine neue Aufsichtsbehörde, der „BBC Trust“, gebildet. Diese Behörde ersetzt das frühere „Board of Governors“, das ähnlich dem deutschen Rundfunkrat zusammengesetzt war. Der BBC Trust beschreibt seine zu erfüllenden Aufgaben folgendermaßen:

The purpose of the BBC Trust is to work on behalf of licence fee payers, ensuring the BBC provides high quality output and good value for all UK citizens, and it protects the independence of the BBC. To achieve this, the Trustees must keep in close contact with licence fee payers, being aware of and understanding their expectations of the BBC.

Die Rundfunkgebühren, „license fees“, sollen also im Interesse der Gebührenzahler verteilt werden. Derzeit unterstützen die Briten mit umgerechnet 200 € im Jahr ihr öffentlich-rechtliches Fernseh- und Radioprogramm. Wie in Deutschland muss die Gebühr vom Parlament genehmigt werden. Ähnlich wie hier ist auch, dass das Parlament vor kurzem eine geringere Gebührenerhöhung zuließ, als der öffentliche Rundfunk angefordert hatte. In einem Beitrag des Deutschlandradio Kultur spricht Luke Crawley, stellvertretender Generalsekretär der Mediengewerkschaft BECTU, gar von einer Art Verschwörung des Parlaments gegenüber der BBC:

Die Regierung war der Ansicht, die BBC habe über diese Vorgänge nicht korrekt informiert [gemeint ist die Berichterstattung über den Irak-Krieg]. Nach der Publikation des Hutton-Berichts, der sehr stark die Sichtweise der Regierung widerspiegelte, wollte Blair sich rächen. Ich glaube, das neue Gebührenabkommen läuft eindeutig auf eine Bestrafung der BBC für ihre Irak-Berichterstattung hinaus.

Im Privaten Rundfunk und dem Bereich der Telekommunikation gibt es ebenfalls eine neue Aufsichtsbehörde: Das so genannte „Office of Communication“ (Ofcom) reguliert die gesamte elektronische Kommunikation. Es ist damit eine Kombination aus der deutschen Bundesnetzagentur und den Landesmedienanstalten, allerdings mit dem Vorteil, dass nur eine Behörde sachlich und national zuständig ist.

Lesenswert bzw. hörenswert: Reform der Medienaufsicht in Großbritannien (Deutschlandradios Kultur).

, Telemedicus v. 11.07.2007, https://tlmd.in/a/301

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