Mir liegt die erste Auflage des Buches „Onlinevertriebsrecht“ vor. Es ist geschrieben von Dr. Gert Riedel, LL.M., der sich als Rechtsanwalt selbst mit den vielfältigen Fragen des Onlinevertriebs beschäftigt. Das Buch soll eine Übersicht geben und richtet sich an Unternehmer und Juristen, die auf diesem Gebiet tätig sind. Der Versuch gelingt – Gert Riedel hat einen sehr praxistauglichen Ratgeber geschrieben.
Das Buch behandelt flächendeckend die Rechtsgebiete, die im Onlinevertrieb Einfluss haben. Das stellt eine besondere Herausforderung dar. Schließlich gibt es nicht das eine Onlinevertiebsrecht. Vielmehr stellt es eine Sammelmaterie dar. Viele Fragen stammen aus dem E-Commerce, einige aus dem Wettbewerbsrecht, wieder andere Probleme stellen sich aufgrund des Urheberrechts. Aus diesem Grund müssen die besonderen Einflüsse auf einen ganzen Wirtschaftsbereich dargestellt werden. Für die Darstellung bedeutet das ebenso, dass nicht nur unbekannte Rechtsgebiete vermittelt werden müssen – die Adressaten haben vor allem ein Bedürfnis nach praxisgerechten Lösungen.
Riedel gibt immer wieder grafisch herausgehobene Hinweise. Für Praktiker ist dies sehr nützlich. Die Sprache ist dabei sehr klar und verständlich. Für Unternehmer ebenso hilfreich: Riedel stellt besonders viele rechtliche Brennpunkte dar, ohne dabei allzu theoretisch zu werden. An diesen Stellen abreitet er auch immer wieder die unternehmerischen Entscheidungsmöglichkeiten heraus.
Auch die Gliederung gefällt mir sehr. Neben dem Inhaltsverzeichnis am Anfang des Buches gibt es vor jedem Kapitel ein weiteres, das ebenso die Untergliederungen detailiert enthält. Technische Gegebenheiten werden meistens vorweg prägnant erklärt. Diese Übersichten erleichtern erheblich die weitere Arbeit. Auch die Zwischenüberschriften sind sinnvoll benannt, ohne aber zu theoretisch zu klingen. Dem Buch ist ein Freischaltcode für Jurion beigefügt, was weitere Recherchen ermöglicht. Das Sachregister ist sehr ausgefeilt und führt schnell zu Ergebnissen.
Das Buch behandelt tatsächlich alle relevanten Fragen, die sich Unternehmen im Onlinevertrieb stellen können. Dabei macht sich Riedels anwaltliche Erfahrung deutlich bemerkbar. Praxisgerechte Darstellungen haben Vorrang vor wissenschaftlichen Erörterungen.
Inhaltlich tritt eine besondere Herausforderung auf: Das Buch erschien noch knapp vor den neuen gesetzlichen Umsetzungen aufgrund der Verbraucherrechte-Richtlinie seit dem 13.06.2014. Für mich stellte sich da die Frage, ob es nicht vielleicht sinnvoller gewesen wäre, den neusten Stand darzustellen und das Buch zeitgleich mit den Neuregelungen erscheinen zu lassen. Riedel löst diese Frage, indem er zunächst systematisch einheitlich die verbraucherschützenden Regelungen nach dem vorherigen Stand darstellt. Anschließend folgt eine besondere Darstellung der neuen Regelungen. Trotz meiner anfänglichen Zweifel finde ich dies sehr sinnvoll.
Weiterhin interessant sind die Schwerpunkte, die sich aus den typischen Problemen ergeben, mit denen Unternehmen beim Onlinevertrieb konfrontiert werden. Ein eigenes Kapitel widmet sich Onlinehandelsplattformen und Bewertungssystemen. Die Kapitel zum Wareneinkauf mit den besonderen Vertragsgestaltungen finde ich sehr gelungen. Riedel stellt nicht die Inhalte eines typischen Schuldrechtsbuchs dar, sondern die ganz spezifischen Probleme, die sich im Onlinevertrieb stellen können.
Der Preis ist mit 88,00 € für ein 488-seitiges Handbuch im Taschenbuchformat eher sehr hoch angesetzt. Dennoch lohnt sich diese Investition vor allem für Unternehmer und Unternehmensjuristen, um einen flächendeckenden Überblick zu bekommen und wertvole Praxishinweise zu bekommen. In diesem Bereich wird es hoffentlich einige dankbare Leser finden, sodass eine Folgeauflage folgen sollte.
Dr. Gert Riedel, LL.M. Eur.
Onlinevertriebsrecht
Carl Heymanns Verlag 2014
488 Seiten, Taschenbuchformat
88,00 €
Das Buch im Shop von Wolters Kluwer.