Wenn man als Nutzer im Internet mit der Gesetzgebung in Kontakt kommt, geschieht das meist in Form von Verboten und Restriktionen. „This video contains content from Sony Music Entertainment. It is not available in your country”, meldet zum Beispiel Youtube, wenn man ein Video anklickt, das für Deutschland nicht lizenziert ist. „Das Betrachten des Videos ist zurzeit nicht möglich”, teilt die ZDF-Mediathek mit, wenn man ein älteres Archiv-Video anschauen möchte. Das führt vor allem zu einem: Der Nutzer ist frustriert und akzeptiert die gesetzlichen Regelungen nicht mehr.
Konsum unerwünscht
Besonders im Bereich Videos ist die Lage für Nutzer unbefriedigend: Das Angebot der Privatsender ist dürftig oder – wie zum Beispiel bei Maxdome – mit Abos und DRM verbunden. Begründung: Anders nicht finanzierbar. Auf der anderen Seite dürfen die Öffentlich-rechtlichen ihre Inhalte, die bereits finanziert sind, in der Regel nicht länger als sieben Tage online stellen. Begründung: Verzerrung des Wettbewerbs.
Der Effekt ist ein Unterangebot, das durch illegale Angebote wie kino.to oder One-Click-Hoster gefüllt wird. Wenn ich Leute frage, warum sie diese illegalen Angebote nutzen, bekomme ich meist die selbe Antwort: Weil es nichts anderes gibt. In den USA oder Großbritannien ist das anders. Mit hulu.com oder dem Archiv der BBC gibt es zumindest einige gute Alternativangebote.
In Deutschland hat der Gesetzgeber versucht, mit dem Drei-Stufen-Test und der Sieben-Tage-Frist für Videos der Öffentlich-rechtlichen den Markt für die Privaten freizuhalten. Wirklich genutzt wurde dieser Markt aber noch lange nicht. Eine Verzerrung des Wettbewerbs ist verhindert worden – indem man den Wettbewerbs ganz aufgegeben hat. Wo immer der Nutzer professionelle Sendungen im Netz anschauen möchte, wird er vor technische oder gesetzliche Hürden gestellt. Und selbst bei nutzerproduzierten Inhalten schränkt das deutsche Urheberrecht – mangels Fair-use-Regelung – häufig den Konsum ein, vor allem bei Remixen und Satiren aus den USA. Es entsteht der Eindruck, dass der breite Online-Konsum von Videos in Deutschland einfach nicht erwünscht ist und der Nutzer wandert ab zu illegalen Angeboten. Die sind einfach, unkompliziert und kostenlos. Und auch das Entdeckungsrisiko ist für Konsumenten gleich null.
Alternativen bieten
Gesetzgeber wie Wirtschaft können dem eigentlich nur auf einem Weg begegnen: Alternativen schaffen. Plattformen, die einfach zu bedienen sind, wenige technische Hürden aufstellen und gleichzeitig auch für die Masse finanzierbar sind. In der Musikbranche scheint das halbwegs zu funktionieren: Im Jahrbuch des Bundesverbandes Musikindustrie stellt die Branche fest, dass die Zahl der „Raubkopien” in den letzten Jahren massiv zurückgegangen ist, während gleichzeitig die Anzahl der legalen Alternativangebote gestiegen und die Preise gesunken sind. Und auch die Erkenntnis, dass DRM dem legalen Kunden schadet und den illegalen Konsumenten nicht interessiert, hat sich in der Musikbranche schon vor Jahren weitgehend durchgesetzt.
Natürlich müssen nicht alle Inhalte im Netz kostenlos verfügbar sein. Aber die Zeit, in der die Verwerter dem Markt die Konditionen diktieren konnten, sind vorbei. Industrie wie Gesetzgeber sollten darauf hin arbeiten, den Weg zu legalen Inhalten zu erleichtern, anstatt den Nutzer ständig vor Zugangsbarrieren zu stellen. Denn illegale Inhalte werden sich nicht ausrotten lassen, solange legale, vom Nutzer akzeptierte Alternativen fehlen.
Zum Thema bei Telemedicus: Kartellrechtliche Probleme beim „deutschen Hulu”.