Nine Inch Nails waren in musikalischer Hinsicht schon immer eine innovative Band. Nun macht sich Sänger Trent Reznor daran, das Musikgeschäft auch in wirtschaftlicher Hinsicht zu revolutionieren: Der Musiker hat sich 2007 von seinem Label Universal Music getrennt und vermarktet die Band nun selbst im Internet. Dabei nutzt er neuartige Vermarktungsmethoden, unter anderem Alternate Reality Games und Virales Marketing.
Das neueste Album „Ghosts I-IV“ hat Nine Inch Nails komplett unter einer Creative Commons-Lizenz veröffentlicht. Trotzdem – oder genau deswegen – verdienen die Musiker viel Geld mit der Veröffentlichung: Allein mit dem Verkauf der inzwischen ausverkauften „Ultra Deluxe Limited Edition“ hat die Band 750.000 US-Dollar eingenommen.
Das Ende des ‚Hit-driven Business‘?
Diskussionswürdig ist dabei folgendes Problem: Die Einnahmen aus Trent Reznors erfolgreichen Veröffentlichungen fließen nun nicht mehr in die Kassen von Universal Music, sondern direkt in die Taschen des Musikers. Universal hätte dieses Geld jedoch nicht nur angehäuft oder an seine Aktionäre ausgeschüttet, sondern hauptsächlich reinvestiert – vor allem in die Entdeckung und den Aufbau von neuen Musikern. Die Musikindustrie gilt diesbezüglich schon immer als „Hit-driven Business“: Eine erfolgreiche Veröffentlichung finanziert etwa zehn bis zwanzig erfolglose Versuche mit. Teure Studioaufnahmen und Marketingkampagnen für unetablierte Musiker sind also nur möglich, weil die Musikindustrie mit den Musikern, die bereits etabliert sind, Geld verdient. Auf diese Weise wird erst möglich, dass viele junge Künstler den Sprung ins professionelle Geschäft schaffen.
In Zeiten, in denen etablierte Musiker der Industrie diese Einnahmequelle vermehrt entziehen – wie sollte diese „Förderungsfunktion“ der Musikindustrie ersetzt werden?