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Neuausrichtung der Telekom im VDSL-Geschäft

In der vergangenen Woche ist bekannt geworden, dass die Deutsche Telekom die Entkoppelung ihres Triple Play-Produkts „T-Home“ von ihrer VDSL-Infrastruktur
plant. Zukünftig soll das Internet-Fernsehangebot nicht mehr nur über das superschnelle, aber wenig ausgebaute VDSL-Netz erhältlich sein, sondern auch über die langsameren Datenleitungen des Konzerns. Diese Entscheidung könnte weitreichende Folgen für die Zukunft von VDSL in Deutschland haben.

Bislang war die Vermarktung von „T-Home“ ausschließlich über die VDSL-Infrastrutur geplant, deren Verfügbarkeit derzeit 12 deutsche Städte mit etwa sechs Millionen potentiellen Nutzern begrenzt ist. Dem gegenüber steht nun die Verfügbarkeit über die auf Kupferkabeln basierende ADSL2+-Technologie in über 500 Städten in Deutschland.

Die Neuausrichtung der Telekom in diesem Bereich erscheint im Hinblick auf die Orientierung des abgetretenen CEO Kai-Uwe Ricke sowie in Hinblick auf die Ergebnisse der von der Telekom mitgetragenen Studie deutschland online 4 überraschend. Bisher war immer davon ausgegangen worden, dass Triple Play und VDSL unbedingt zusammenwirken sollen.

Dass VDSL insbesondere in Kombination mit Triple Play-Angeboten von besonderer Attraktivität ist, glauben auch die Konsumenten. Fast zwei Drittel von ihnen halten das integrierte Angebot von VDSL-Breitbandzugang sowie breitbandig vermittelten Inhalten und Kommunikationsdiensten (das sogenannte VDSL-Triple Play) in hohem oder sehr hohem Maße für die VDSL-Verbreitung für entscheidend.

Auszug aus der Studie deutschland online 4

Die betriebswirtschaftlichen Wahrheiten, haben wohl ihren Teil zur Einsicht bei der Telekom beigetragen. Nach bislang noch unbestätigten Meldungen hat die Telekom AG im T-Home-Segment gerade einmal 25.000 Nutzer gewinnen können. Rein technisch, so gesteht die Telekom ja mittlerweile selbst ein, ist die bereitgestellte Bandbreite von ADSL 2+, die bei mehr als 20 Mbps liegt, ausreichend für einen normalen (standard definition) Fernsehstream.

Ungeklärt bleibt indes, ob technische Unzulänglichkeiten die VDSL-Einführung in großen Gebieten Deutschlands nicht generell unmöglich machen. Sollten diesbezügliche Vermutungen zutreffend sein, so wäre die Bereitstellung eines Triple Play Angebots über das konventionelle Kupferkabelnetz der einzige Vermarktungsweg.

Kupferkabel, wie bisher typisch im Telekom-Netz

Als bislang letzten Marketingclou in Sachen T-Home hat die Deutsche Telekom nun veröffentlicht, dass alle Neukunden die komplette Bundesliga-Rückrunde, die normalerweise für 9,99 Euro zu haben ist, als Bonus zum Vertragsabschluss für fünf Monate gratis dazubekommen. Da dieser Bonus nur in Verbindung mit einem 12 monatigen Abonnement vertrieben wird, muss der Kunde dann allerdings in den verbleibenden sieben Monaten die volle Kostenpauschale zahlen.

Fernab der kurzfristigen Implikationen der Neuorientierung der Telekom stellt sich letztlich aber auch die Frage, ob mit der Auftrennung von Triple Pay und VDSL nicht die Entwicklung und Verbreitung von VDSL mittel- und langfristig um ein großes Stück zurückgeworfen wird. Es ist zu erwarten, dass Bundesnetzagentur und Regierung die angekündigte Deregulierung des VDSL-Marktes nochmals überdenken werden. Denn die Forcierung einer neuen Technologie durch Wettbewerb erscheint eher angebracht, als einem einzelnen Unternehmen Pioniergewinne zu sichern, die es offensichtlich dann nicht einzustreichen vermag.

, Telemedicus v. 16.01.2007, https://tlmd.in/a/26

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