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Nervige Anrufe: BNetzA geht gegen „Predictive Dialer” vor

© 2008 Bernd Boscolo / pixelio.de

Das Telefon klingelt zum zwanzigsten Mal an diesem Tag und wieder meldet sich niemand am anderen Ende der Leitung. Solche nervtötenden Phantomanrufe erhielten in letzter Zeit viele Verbraucher. Dahinter steckt kein Telefonstreich von Schulkindern, die sich einen Spaß erlauben wollen – sondern sog. „Predictive Dialer”, die neuerdings von Call-Centern zur automatischen Telefonanwahl eingesetzt werden. Die Bundesnetzagentur ist nun gegen die Massenanrufe vorgegangen und hat die Abschaltung von sieben Rufnummern verschiedener Unternehmen angeordnet.


„Predictive Dialer” – Was ist das?

Hinter einem Predictive Dialer steht eine Software, mit der nach bestimmten Kriterien zahlreiche Rufnummern gleichzeitig angerufen werden können. Von den Angerufenen wird aber immer nur einer auch tatsächlich verbunden, denn der Predictive Dialer ist nur mit dem einen Telefonapparat des Anrufers verbunden. Oft werden diese Predictive Dialer von Call-Centern genutzt: Jeder Call-Center-Mitarbeiter hat dann einen solchen Predicitive Dialer und muss die Rufnummer nicht mehr selber eintippen. Noch während der Call-Center-Mitarbeiter telefoniert, ruft das automatische Wählprogramm verschiedene Menschen an. Wenn der Call-Center-Mitarbeiter frei wird, wird derjenige Angerufene verbunden, der das Gespräch als erstes entgegengenommen hat. Die Anrufe zu den anderen Angerufenen werden dann abgebrochen. Sie werden unter Umständen kurze Zeit später wieder angerufen und das Spiel beginnt erneut. Obwohl die Nummer des Anrufenden übermittelt wird, ist ein Rückruf meistens nicht möglich. Durch die Predictive Dialer soll eine Effizienzsteigerung in den Call-Centern erreicht werden.

Bundesnetzagentur schaltet Nummern ab

Was für die Call-Center vielleicht praktisch ist, stellt eine Zumutung für den Verbraucher dar. Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur zeigte sich empört: „Die ungebremste Automatisierung geht hier zu Lasten der Angerufenen. Die Vielzahl der Telefonanrufe, bei einzelnen Verbrauchern etwa mit 70 Anrufen pro Tag, führt zu einer unzumutbaren Belästigung und bedeutet einen massiven Eingriff in die Privatsphäre der Betroffenen.” Da es sich bei den belästigenden Anrufen um eine rechtswidrige Nutzung von Rufnummern handelte, war die Bundesnetzagentur zum Einschreiten berechtigt (§ 67 Abs. 1 TKG). Sie hat in sieben Fällen die Rufnummern abschalten lassen und damit die betreffenden Unternehmen gestoppt, Verbraucher mit pausenlosen Anrufen zu belästigen.

Was tun, wenn das Telefon ständig klingelt?

Wer sich durch ständiges Telefongeklingel belästigt fühlt, sollte der Bundesnetzagentur eine entsprechende Beschwerde zukommen lassen. Die Bundesnetzagentur ist in Missbrauchsverdachtsfällen telefonisch, per E-Mail, oder Post zu erreichen. Hat man auch keine ausdrückliche vorherige Einwilligung in den Erhalt von Werbeanrufen erteilt, kann man auch eine unerlaubte Telefonwerbung (sog. „Cold Calls”) melden. Hierfür stellt die Bundesnetzagentur ein Anzeige-Formular zur Verfügung, das nur noch ausgefüllt werden muss. Man kann sich auch an die Verbraucherzentralen wenden, die die Beschwerden an die Bundesnetzagentur weiter leiten.

Es wird empfohlen, sofern möglich, Datum und Uhrzeit der Anrufe und die im Telefondisplay angezeigte Rufnummer zu notieren, von welcher die belästigenden Anrufe kamen. Mit Hilfe dieser Daten ist eine Weiterverfolgung und das Auffinden des anrufenden Unternehmens einfacher.

Pressemitteilung der BNetzA: Maßnahme gegen Massenanrufe.

, Telemedicus v. 25.09.2009, https://tlmd.in/a/1508

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