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Kulturflatrate: Jetzt kommt Bewegung in die Diskussion

Wie auf der Nachrichtenseite Golem zu lesen ist, wird es in Großbritannien wohl bald eine Filesharing-Flatrate für Musikdateien geben. Golem beruft sich dabei auf eine Meldung von paidContent:UK; demzufolge will der Internetprovider Virgin Media in Zusammenarbeit mit dem Musikdienstleister Playlouder seinen Kunden ermöglichen, für ca. 6 Euro (5 Pfund) im Monat legal Musik im Internet zu tauschen. Mit diesem Geld sollen die Rechteinhaber entschädigt werden. Zurzeit verfügt Playlouder angeblich über Lizenzen von EMI, Sony BMG und mehreren Indie-Labels.
Funktionieren soll das Ganze mit Hilfe besonderer Software: Die „Deep-Packet-Inspektion“ (DPI) erkennt jeden Song, der über den ISP Virgin Media herunter geladen wird; der Filter „Audible Magic“ bringt digitale Wasserzeichen an und sorgt dafür, dass Dateien nur unter Flatrate-Kunden getauscht werden können. Beide Programme sollen eine genaue Protokollierung der Downloads und Abrechnung mit den Rechteinhabern ermöglichen. Nach Ansicht des Mitgründers Paul Sanders lohnt sich dieses neue Geschäftsmodell auch für die Musikindustrie; paidContent:UK zitiert ihn wie folgt:

Sanders said subscriptions would bring a “huge amount more” money to music because customers buy only 2.4 albums a year (approx (£24) but would pay £5 per month (£60 annually) for unlimited access.

Das Umdenken beginnt…

Sollte diese Idee wirklich umgesetzt werden, bedeutet das eine radikale Kursänderung der Plattenfirmen. Bisher hielten sie verbissen an dem alten Vergütungsmodell fest: Jeder einzelne herunter geladene Song musste bezahlt werden; DRM sollte illegale Downloads unmöglich machen. Mit der Möglichkeit einer pauschalen Vergütung nähert man sich dem Modell einer Kultur- oder Content-Flatrate an. Dahinter steckt die Idee, dass mit einer Abgabe auf Internetanschlüsse alle hergestellten Kopien von urheberrechtlich geschütztem Material aus dem Netz abgegolten werden. Die Einziehung dieser Gebühr und die Verteilung an die Rechteinhaber könnten zum Beispiel die Verwertungsgesellschaften übernehmen.

In diesem Modell sieht auch der Urheberrechtsexperte Prof. Dr. Flechsig die Zukunft und „Rettung des Urheberrechts“. Im Beck-blog plädiert er für die Diskussion pauschaler Vergütungssysteme:

Unzumutbare Beeinträchtigungen der Urheberbelange sind hierbei genauso zu berücksichtigen, wie beispielsweise die berechtigten Interessen derjenigen Nutzer, auf deren Wissen und Erfolg wir alle bauen: Schulen, Hochschulen, Bildungseinrichtungen. Der Fluss von Wissen und Innovationen als „Fünfte Freiheit“ muss gefördert werden, wobei zugleich dem Fehlverständnis entgegen zu treten ist, der Werkgenuss sei wegen der real greifbar gegebenen urheberrechtlichen Nutzungsmöglichkeiten beliebig frei.

Sollen also Urheber und Inhaber geschützter Leistungen zukünftig durch unsägliche Streitereien und dornige Verfahrenswege über angemessene Vergütungen für Speichermedien nicht entrechtet werden, muss über eine Kulturflatrate der Interessenstreit ausgeglichen werden. Dies ist die logische Konsequenz der selbstverursachten technologischen Revolution.

Zum Artikel bei paidContent:UK.

Der Kommentar von Prof. Dr. Flechsig im Beck-blog.

„Last.fm, Qtrax und Co.: Kommt jetzt die Kulturflatrate?“ bei Telemedicus.

, Telemedicus v. 16.08.2008, https://tlmd.in/a/937

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