„Knol“, das ist keine Kartoffelsorte oder der Name eines Gnoms aus einem Rollenspiel, sondern Googles verspätete Antwort auf die Wikipedia. Der etwas seltsam klingende Name ist die Abkürzung für „Knowledge“ und soll in Zukunft für die „Einheit des Wissens“ in Mountain View stehen. Ende 2007 hatte Google das Projekt vorgestellt, gestern ist es für die Allgemeinheit online gegangen. Die Besonderheit: Nutzer können mit ihren Artikeln Geld verdienen.
Und auch sonst hebt sich Google deutlich vom freien Konkurrenten ab. So werden die Artikel („Knols“) von einzelnen Nutzern geschrieben und gepflegt – anders als bei der Wikipedia, wo jedermann Änderungen vornehmen kann. Das ist zwar auch bei „Knol“ möglich, aber nur, wenn der Original-Autor („Owner“) Änderungen zulässt und ggf. modieriert. Die Autoren stehen so mit ihrem Namen (der über Kreditkarte oder Handy verifiziert werden kann) für die Richtigkeit der Artikel gerade. Allerdings kann ein „Knol“ auch von einem ganzen Team an Autoren betreut werden, wenn der Original-Autor weitere Mitschreiber einlädt. Auch weitere Moderatoren („Reviewers“), die Änderungsvorschläge freigeben, können hinzugefügt werden. Google setzt also viel Wert auf den Community-Effekt.
Die eingesetzte Lizenz kann der Autor für jeden „Knol“ selbst festlegen. Derzeit stehen die Creative Commons 3.0 Lizenzen „by“ und „by-nc“, sowie die Option „All rights reserved“ zur Verfügung. Außerdem haben Nutzer die Möglichkeit, auf ihren eigenen Artikeln Google-Werbung zu schalten. An den Einnahmen werden sie beteiligt.
Insgesamt hat sich Google also eine ganze Menge netter Ideen einfallen lassen. Für eine ernsthafte Alternative zur Wikipedia wird es aber wohl nicht reichen. Erstens, weil kein ernsthafter Bedarf besteht, die Wikipedia abzulösen. Zweitens, weil das Projekt einige Jahre zu spät kommt. Denn mit dem geschlossenen Autoren-System dürfte es schwierig werden, in absehbarer Zeit aufzuholen und einen alltagstauglichen Bestand zu schaffen. Und drittens fehlt die bahnbrechende Innovation, die man eigentlich aus Mountain View gewöhnt ist. Einen zwingenden Grund, als engagierter Internetnutzer von Wikipedia auf „Knol“ umzusteigen, hat Google jedenfalls nicht vorgelegt.