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Die Schuld der Medien am Massaker in Winnenden

Strengere Waffenvorschriften, mehr Lehrkräfte und Psychologen an Schulen, die Einrichtung eines „Internet-Notrufs“ oder das Verbot von sog. „Killerspielen“ – diese Forderungen werden laut nach dem Amoklauf eines Jugendlichen in Winnenden. Von der Verantwortung der Medien hört man hingegen wenig. Kaum verwunderlich, müssten sich die Medien hierzu schließlich selbstkritisch an die eigene Nase fassen. Der Spiegelfechter greift dieses Thema auf und erklärt, warum die Diskussion über ein Verbot von Killerspielen wenig zielführend ist – aber eine andere Art von Medienberichterstattung angebracht wäre.

„Während die Parallelen zwischen dem Schulmassaker in Winnenden und Ego-Shootern nur mit großer Phantasie zu finden sind, liegen die Parallelen zwischen Winnenden und anderen Schulmassakern auf der Hand. Vorbild für den Amokläufer waren also weniger Pixelkrieger in der virtuellen Welt, sondern andere Amokläufer in der realen Welt. Der Ruf nach einer freiwilligen Selbstkontrolle der Medien wäre demnach begründeter als der Ruf nach einem Verbot von „Killerspielen“. (…)

Ein Motiv der Amokläufer an Schulen in jüngerer Vergangenheit war die mediale Inszenierung. Auch der Amokläufer von Winnenden bezog den zu erwartenden medialen Hype wohl in seine Planung mit ein. Hätte der an Depressionen leidende Mann auch ohne die Vorlagen aus Littleton, Erfurt und Emsdetten die Form des Schulmassakers für seinen Abgang gewählt? Wäre er still aus dem Leben geschieden, wenn er nicht hätte erwarten können, ein mediales Großereignis zu werden, wenn er an seiner Schule Amok läuft?“

Zu dem Artikel „Winnenden und mediale Verantwortung“ beim Spiegelfechter.

, Telemedicus v. 16.03.2009, https://tlmd.in/a/1205

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