Das Blog-Portal Carta war lange eines der wichtigsten medienpolitischen Blogs Deutschlands. Dann gab Carta im Sommer 2011 bekannt, in eine unbegrenzte Sommerpause zu gehen – und dann kam im Herbst auch noch der Carta-Gründer und Herausgeber Robin Meyer-Lucht ums Leben. Seit dem Januar geht es aber weiter mit Carta: Ein Herausgeberteam um Tatjana Brode und Wolfgang Michal hat das Projekt wieder an den Start gebracht. Grund genug, bei Tajana Brode nachzufragen, wie es nun weitergeht.
Frau Brode, warum bekommt Carta eine zweite Chance?
Nach dem Tod von Robin Meyer-Lucht, dem Carta-Gründer, gab es viel Anteilnahme, u.a. auf Carta. Und bald stand auch die Frage im Raum: Wie geht es weiter? Das Team hat sich darüber Gedanken gemacht, zunächst in einem kleinen Kreis, dann haben wir weitere Autoren von Carta einbezogen. Am Ende dieses Prozesses stand der Entschluss fest: Wir versuchen gemeinsam, Carta in Robins Sinn weiterzuführen. Der Impuls war also weniger der einer Verbesserung als der Kontinuität. Auch wenn Carta ohne Robin anders sein wird, vielleicht auch anders sein muss: Robin hat ein großartiges Netzwerk aufgebaut, das weiter wachsen kann.
Haben Sie die Probleme gelöst, die das Projekt beim ersten Mal hatte? Würden Sie sagen, dass Carta nun nachhaltig arbeitet?
Carta war ja ein publizistisch erfolgreiches und in dem Sinn auch nachhaltiges Projekt. Insofern hoffen wir, daran anknüpfen zu können. Probleme hatte Robin vor allem mit der „Skalierbarkeit und Refinanzierung“ benannt. Beide sind offen, Carta wird sich absehbar nicht in allen Bereichen tragen. Unser nächstes Ziel ist, ein kleines redaktionelles Hub finanziert zu bekommen.
Wollen Sie die Carta-Autoren nun bezahlen? Zuvor hatte es deswegen Kontroversen gegeben.
Wollen? Sehr gern. Ein Gespräch über die Bezahlung bei unserem Autorentreffen hat gezeigt, dass dies für die meisten nicht im Vordergrund steht. Das gilt natürlich nicht für alle. Klar ist, dass wir für unsere Autoren auch hinsichtlich der Finanzen transparent sind und, sobald wir Gelder haben, wir diese auch an die Autoren weitergeben. Aber Carta ist eben kein klassisches journalistisches Produkt: Die Autoren publizieren nebenberuflich bei uns. Sie entscheiden, wann sich ein Thema ihrer Ansicht nach für einen Beitrag auf Carta eignet. Vermutlich werden wir das alle noch eine Weile aus anderen Motiven als Geld machen.
Seit dem Neustart sind fast zwei Monate vergangen. Wie entwickelt sich Carta in den ersten Wochen?
Die ersten Schritte sind getan, aber es liegt noch viel vor uns. Wir freuen uns, dass der Anfang gelungen ist, dass Carta mit so viel Interesse aufgenommen wurde.
Welche Zukunftspläne haben Sie mit dem Projekt?
Wir möchten Carta zu einer relevanten Debattenplattform im Netz machen, die Debatten über den sich vollziehenden Strukturwandel der Öffentlichkeit führt und nachvollzieht. Dabei geht Carta über genuine Netzthemen hinaus und widmet sich künftig stärker politischen Themen. Weiterhin ist eine Öffnung zu internationalen und kulturellen Themen zu überlegen, ebenso zu wissenschaftlichen Themen. Carta entwickelt eine Perspektive aus dem Netz heraus, aber eben auch für andere politische Themenfelder, und ist für die Autoren eine Möglichkeit, ins Netz hinein zu publizieren.
Vielen Dank für das Gespräch.