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Chancen von Jurablogs: Ein Debattenbeitrag

Henning Krieg hat auf dem Juristischen Blog Kriegs-Recht pointiert dazu Stellung genommen, „warum juristische Blogs keine Chance in Deutschland haben.” Die Aussagen beziehen sich allerdings weniger auf die Chancen von deutschen Jurablogs als auf ihren tatsächlichen Stand.

Auf die Thesen hin haben einige deutsche Jurablogger reagiert. Michael Karger kommentiert im Beck-Blog und gibt Krieg weitgehend Recht. Martin Neldner schließt sich in der Sache ebenfalls weitgehend an, widerspricht aber der These, Blogs hätten keine Chance. Thomas Stadler verweist darauf, dass ja gerade eine wenig entwickelte Blog-Landschaft viele Chancen in sich trägt. Zuletzt hat Henning Krieg zur Diskussion erneut Stellung bezogen und seine eigene Argumentation auf den Kopf gestellt: 5 Gründe, warum juristische Blogs Chancen in Deutschland haben.

Sowohl Krieg als auch Stadler nennen Telemedicus als Beispiel eines „guten” Blogs – als Blog, dass die üblichen Defizite deutscher Blogs vermeidet. Das freut mich zum einen, zum anderen bestätigt es auch den Ansatz, den wir bei Telemedicus verfolgen. Wir versuchen hier – jeder für sich, aber auch gemeinsam als Team – einen hohen fachlichen, teils wissenschaftlichen Anspruch zu vereinbaren mit dem Ziel, lesbar und interessant zu bleiben.

Ich kann aus dieser Erfahrung heraus sagen, dass diese hohe Zielsetzung nicht einfach zu erreichen ist. Vermutlich ist das auch das der Grund, warum es so wenig Blogs in Deutschland gibt, die beides sind – fachlich hochwertig, und interessant zu lesen. Ein solches Blog zu schreiben erfordert viel Aufwand und vor allem auch einige Fähigkeiten, die selten sind. Der Autor eines guten Jurablogs braucht zumindest fortgeschrittene Kenntnisse in dem Rechtsgebiet, das bearbeitet werden soll – und gleichzeitig muss der Autor auch die Technik des Bloggens und Grundfertigkeiten des Journalismus beherrschen. Das bedeutet: Der Autor muss nicht nur einigermaßen IT-affin sein, er muss auch interessante Themen erkennen, er muss verständlich schreiben können und er muss in der Lage sein, Form und Inhalt zu einem angemessenen Ausgleich zu bringen (z.B. Unwichtiges wegzulassen).

Wer kann so etwas schon in Deutschland? In den etwas größeren Rechtsgebieten (z.B. Strafrecht, Gesellschaftsrecht) sind das vielleicht 10 Personen pro Rechtsgebiet. Und die haben dann regelmäßig deutlich mehr Angebote, ihre Arbeitszeit aufzuwenden, als nur für ein Blog. Die Frage ist: Warum sollte jemand, der gut bloggen kann, bloggen? Warum schreibt er nicht Fachaufsätze für gedruckte Zeitschriften? Warum arbeitet er nicht bei z.B. MMR aktuell oder beim Juris Praxisreport mit, wo es mehr Geld zu verdienen gibt und mehr Reputation zu gewinnen? Warum nutzt er nicht seine journalistischen Fähigkeiten und schreibt für eine fachlich hochwertige Zeitung wie die FAZ?

Ich will nicht sagen, dass „Bloggen” in der Konkurrenz mit den genannten Angeboten keine Chance hätte. Ein Blog hat gegenüber der anderen Publikationsmöglichkeiten einige Vorteile (z.B. die Aktualität und die Selbstbestimmtheit des Autoren). Aber die Konstellation, in der das Blog im inneren „Motivationswettlauf” des (potentiellen) Autoren tatsächlich die Oberhand behält, ist selten. Wer in Deutschland mehr hochwertige Blogs sehen möchte, muss hier ansetzen: Bloggen muss sich lohnen.

Henning Kriegs erster Artikel: „Warum juristische Blogs keine Chance in Deutschland haben: Eine Provokation“.

Martin Neldner: „Juristische Blogs haben doch eine Chance.“

Michael Karger im Beck-Bog: „Juristische Blogs in Deutschland chancenlos“.

Thomas Stadler: „Keine Chance für Blawgs“.

Henning Kriegs zweiter Artikel: „5 Gründe warum juristische Blogs Chancen in Deutschland haben“.

, Telemedicus v. 29.07.2010, https://tlmd.in/a/1819

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