„Wie verändert das Internet den Journalismus?“ Das ist eine der Fragen, die zurzeit auf dem Medienforum in Berlin und Brandenburg diskutiert wird. Zu den Veränderungen der Medienlandschaft wurde dort Matthias Müller von Blumencron, Chefredakteur von Spiegel Online, vom Deutschlandradio interviewt:
„Natürlich übernehmen die Online-Seiten mehr und mehr das Geschäft der Tageszeitungen. Wir informieren, wir analysieren auch, wir bringen Reportagen, Features, Interviews – all das, was eine gute Tageszeitung bisher gemacht hat.“
Für von Blumencron besteht der Hauptunterschied zwischen den klassischen Zeitungen und Online-Medien in dem Faktor Zeit: Leser erwarten von letzteren vor allem Aktualität – neue Themen müssten deshalb sofort veröffentlicht werden. Das geschehe auf Kosten gründlicher Hintergrundinformationen. Deshalb bestehe für Online-Journalisten die größte Herausforderung in der Themenauswahl. Im Netz taucht ständig eine Unmenge neuer Informationen auf; Online-Medien übernehmen primär eine Filterfunktion. Anders bei Tages- oder gar Wochenzeitungen: Hier werden Themen umfassend recherchiert und dargestellt. Deshalb würden Printmedien auch in Zukunft eine große Rolle spielen.
Dennoch gewinnen Internetinformationsdienste gegenüber Fernsehen und Presse immer mehr an Bedeutung. Im Gegensatz zu den traditionellen Medien werden Online-Dienste aber weniger stark reguliert. Von Blumencron wurde deshalb auch gefragt, was er von einer zentralisierten Aufsicht für das Internet hält:
Soll jeder Blogger, der einen Videoblog macht, in Zukunft eine Sendelizenz benötigen? Das wäre doch absoluter Wahnsinn! Im Printbereich gibt es eine sehr gute Selbstregulierung, und etwas Ähnliches muss sich auch im Onlinebereich entwickeln.