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Auszeichnung der Datensünder: Big Brother Awards 2007

Quelle: Am Freitag wurden in Bielefeld die Big Brother Awards 2007 verliehen. Die Big Brother Awards sind Antipreise, die an Unternehmen, Organisationen und Personen vergeben werden, die besonders freizügig mit ihnen anvertrauten Daten umgehen. Sie finden seit 2000 alljährlich in Deutschland und anderen Ländern statt und werden hierzulande vom Datenschutzverein FoeBuD vergeben. Die Juroren sind Vertreter und Befürworter des Datenschutzes aus unterschiedlichen Vereinigungen, wie z.B. dem Chaos Computer Club.

Die Big Brother Awards bringen die Feinde des Datenschutzes dort hin, wo sie nicht sein wollen: Ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Die BigBrotherAwards garantieren ihnen Spitzenplätze und Schlagzeilen in den Medien, die sie garantiert nicht haben wollen.

Als „Gewinner“ dieses „Oscars für Datenkraken“ wurden in den verschiedenen Disziplinen gekürt:
• Arbeitswelt: Die Novartis Pharma GmbH für die Bespitzelung ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

• Regional: Die Behörde für Bildung und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg, für die Einrichtung eines Schülerzentralregisters mit dem (Neben-) Zweck, ausländische Familien ohne Aufenthaltserlaubnis aufzuspüren.

• Wirtschaft: Die Deutsche Bahn AG, da sie systematisch anonymes Reisen mit den Mitteln des faktischen Zwangs unmöglich macht, unter anderem durch den Abbau von Fahrkartenschaltern, Automaten ohne Bargeldannahme, personalisierter Ticketverkauf im Internet, Abfrage des Geburtsdatums und Zwangsabgabe eines Bildes bei Bahncards, flächendeckende Videoüberwachung und einen RFID-Chip in der Bahncard 100.

• Verbraucherschutz: Die Hyatt-Hotelkette für die Erfassung und zentrale Speicherung persönlicher Daten ihrer Gäste ohne deren Wissen.

• Technik: PTV Planung Transport Verkehr AG für ihr System zur individuellen Berechnung der Kfz-Versicherung mittels eines so genannten „Pay as you drive“-Systems, einem Gerät, das Fahrtroute und Fahrverhalten aufzeichnet und an die Versicherung meldet.

• Politik: Den Bundesminister der Finanzen Peer Steinbrück, für die Einführung einer lebenslangen Steuer-Identifikationsnummer (Steuer-ID) für alle Einwohnerinnen und Einwohner der Bundesrepublik Deutschland.

• Kommunikation: Die Bundesjustizministerin Brigitte Zypries für den Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung.

• Behörden und Verwaltung: Generalbundesanwältin Monika Harms für ihre Antiterror-Maßnahmen gegen Gegner des G8-Gipfels. Beanstandet werden vor allem die systematischen Briefkontrollen in Hamburg und die Anordnung, bei Gipfelgegnern Körpergeruchsproben aufzunehmen und zu konservieren. Sie erhielt auch den Publikumspreis.

Dass der Favorit Wolfgang Schäuble trotz aller Bemühungen keine Trophäe erhielt, hat seine Gründe: Die Jury befürchtete, den Bundesinnenminister durch einen Preis in seinem „Sicherheitsextremismus noch zu verstärken“. Außerdem habe er durch seine Politik und Person viel Aufmerksamkeit auf den Datenschutz gelenkt, sodass man ihm eigentlich dankbar sein könne.

Offizielle Homepage der Big Brother Awards.

Fernseh-Tipp: Die 3sat-Sendung „neues“ berichtet am Sonntag den 14.10. um 16.30 Uhr
über die Awards.

, Telemedicus v. 14.10.2007, https://tlmd.in/a/449

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