An der deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften lernt man, wie der Name schon sagt, Verwaltungswissenschaften. Auf den ersten Blick hört sich das sehr wenig nach Medienrecht an. Aber stimmt das auch? Ein Erfahrungsbericht.
Das „Speyer-Semester” können Rechtsreferendare während ihrer Ausbildung besuchen, abhängig vom Bundesland entweder in der Verwaltungs- oder in der Anwaltstation. Zusätzlich kann man in Speyer auch ein sogenanntes Aufbaustudium machen, das nicht nur Juristen offen steht – deswegen sind an der Hochschule auch viele Absolventen z.B. der Wirtschafts- oder Sozialwissenschaften. Es finden Veranstaltungen aus den unterschiedlichsten Bereichen statt – wie es dem Begriff Verwaltungswissenschaften auch entspricht. Denn Verwaltungswissenschaften, d.h. die Wissenschaften, die sich mit der Verbesserung der Verwaltung beschäftigen, stammen aus ganz unterschiedlichen Richtungen: Eine gute Verwaltung ist auf ihre Gesetzmäßigkeit genauso angewiesen wie auf ihre Wirtschaftlichkeit, auf ihre Effizienz und auf ihre Akzeptanz in der Außenwelt. An der DHV Speyer wird deshalb nicht nur Jura gelehrt, sondern (unter vielen anderen Disziplinen) auch Volkswirtschaftslehre und Geschichte, es finden so unterschiedliche Veranstaltungen statt wie „Grundlagen und aktuelle Probleme der Alterssicherung in Deutschland“ oder „Internationale Schiedsgerichtsbarkeit“.
In diesem umfangreichen Portfolio finden sich auch für Medienrechtler interessante Veranstaltungen. Natürlich bietet die DHV Speyer nicht das selbe Leistungsspektrum wie z.B. eine spezialisierte LL.M.-Ausbildung. Aber ein bereits bestehendes Portfolio lässt sich hier problemlos ausbauen, wenn die Anforderungen nicht allzu spezifisch sind. Im gerade auslaufenden Semester wurden z.B. angeboten:
• eJustice – Elektronische Gerichtskommunikation und IT-Sicherheit in der Praxis
• Marketing und Kommunikationsmanagement in öffentlichen und privaten Unternehmen
• Datenschutz in Gesetzgebung und Praxis
Andere Veranstaltungen hatten zwar keine primär medienspezifische Ausrichtung, streiften diese Themen jedoch in Teilbereichen. So wurde z.B. in über die kartellrechtlichen Besonderheiten rund um Google, über Netzneutralität oder Regulierung im TK-Markt gesprochen. Zusätzlich gibt es auch Veranstaltungen, die sich mit Kenntnissen im Medienrecht gut ergänzen, z.B. Einführungsvorlesungen in die Finanzwissenschaften, Kurse über verständliches Schreiben oder über Management.
Ein Studium in Speyer ist wahrscheinlich keine gute Wahl für einen Medienrechtler, der einen sehr begrenzten Interessenfokus hat, und dort auch bleiben möchte – z.B. Urheberrecht oder IT-Vertragsrecht. Wer aber bereit und gewillt ist, auch über den Tellerrand zu schauen und angrenzende Disziplinen in den Blick zu nehmen, der ist in Speyer richtig aufgehoben. Ein Studium der „Verwaltungswissenschaften” muss dabei keinesfalls bedeuten, dass der Absolvent in die Verwaltung gehen muss – was man hier lernt, lässt sich ebenso gut in der Rechtsberatung oder in der freien Wirtschaft anwenden.
Darüber hinaus sprechen für und gegen ein Studium an der DHV noch eine ganze Reihe weiterer Gründe. Diese hier auszubreiten, würde jedoch den Rahmen sprengen. Ich möchte hierzu daher nur zwei Dinge sagen. Erstens: Das Studium an der DHV hat mir großen Spaß gemacht und ich würde es fast uneingeschränkt weiterempfehlen. Zweitens: Die Gerüchte sind zutreffend.